Zum heutigen MeMadeMittwoch zeige ich euch die “Sienna Maker Jacket”, ein Schnittmuster aus dem Hause Closet Core Patterns. Es handelt sich um eine leichte Canvas-Jacke mit Kragen, großen Taschen und einem integrierten Gürtel. Der Name “Maker Jacket” kommt zustande, weil die Jacke für die (Näh-)Arbeit im Atelier konzipiert wurde. Aber auch außerhalb des Nähzimmers trägt sie sich gut. Die Fotos sind übrigens schon vor einigen Wochen entstanden, ganz so karg sehen die Bäume hier zum Glück nicht mehr aus. Mittlerweile ist es deutlich grüner geworden 🙂
Sienna Maker Jacket
Ich brauche im Alltag irgendwie immer eine Jacke zum Drüberziehen, häufig trage ich daher Cardigans oder Blousons, meistens aus Strick- oder Sweatstoff. Dieses Mal wollte ich aber gerne Webware verarbeiten und habe mit “Sienna” den richtigen Schnitt für diesen Canvas-Stoff gefunden.
Seit der Veröffentlichung ging mir dieses Schnittmuster schon nicht mehr aus dem Kopf. Es ist ziemlich vielfältig und bietet drei Varianten, die man nähen kann und alle drei haben etwas für sich. Hier könnt ihr euch die technischen Zeichnung des Schnittes anschauen.
Vorüberlegungen & Materialauswahl
Erst wollte ich die ganz lange Variante (A) nähen, hatte aber Angst davor, dass ich darin versinke. Die großen Taschen und weiten Ärmel wären zusammen mit der Länge etwas viel Stoff geworden. Also dachte ich die ganz kurze Variante (C) wäre wohl besser, ähnlich wie die Blousons in meinem Schrank funktioniert der “Bruch” in der Taille bei mir gut. Aber mein Freund hat mir dann die mittellange Variante (B) empfohlen. Da ich bei dieser Variante auch die Lösung mit dem Gürtel und den großen Taschen so lässig fand und diese bei der ganz kurzen Variante (C) wegfällt, ist es also jetzt Variante B geworden.
Als Material habe ich einen khakifarbenen Canvas aus 100% Baumwolle und mit einem Gewicht von
252 g/m² gewählt. Also einen festen, dicken und strapazierfähigen Stoff. Passend dazu habe ich 2 D-Ringe in Altmessing bestellt. Alle Materialien habe ich bei Stoffe Hemmers gekauft und die Materialkosten lagen nur bei 26€, was ich schon super finde, wenn man überlegt, dass ich hier 2,80m Stoff vernäht habe. Der Materialbedarf wird eigentlich sogar mit 3,20m angegeben, aber ich bin auch so sehr gut hingekommen. Die Farbe passt klassisch ganz gut zum Workerstyle.
Es ist wieder so ein Slow-Sewing Projekt geworden. Ich habe im Winter schon angefangen und da kein Druck herrschte, die Jacke fertig zu bekommen, habe ich mir endlos viel Zeit gelassen und einfach immer mal wieder ein paar Nähte gemacht. Dieses antizyklische Nähen muss ich mir unbedingt beibehalten, weil es einfach wesentlich entspannter ist. Wenn die Temperaturen dann passend sind, zückt man einfach sein neues Kleidungsstück und kann das Wetter genießen 🙂
Falsche Kappnähte und die Innenansicht
Bei der Verarbeitung habe ich mich für “falsche Kappnähte” entschieden. Das bedeutet ich habe die Nahtzugabe zusammengefasst versäubert, auf eine Seite gebügelt und dann von Außen abgesteppt.
Da die Jacke kein Futter hat, hätte man hier auch gut mit französischen Nähten arbeiten können, um damit die Innenansicht besonders sauber zu verarbeiten. Beim nächsten Mal würde ich diese auch wählen, im Vergleich zu den falschen Kappnähten ist der Mehraufwand bei den französischen Nähten nämlich nicht so groß. Der Vorteil wäre dann, dass man die Nahtzugabe gar nicht mehr sieht.
Für den “Aufhänger” habe ich ein letztes Fitzelchen Reststück von einem schwarz-weiß gestreiften Schrägband genutzt, welches ich mal im Urlaub gekauft habe und mich irgendwie immer noch an die holländischen Stoffläden erinnert. <3
Rückansicht
Trägt man die Jacke geschlossen, dann macht sie eine tolle Taille. Gleichzeitig engt das Band aber auch nicht ein. Die Jacke kann man sehr locker tragen. Es ist ein bisschen wie bei einem Trenchcoat.
Verschluss-Lösung
Die Jacke wird geschlossen, indem das Band von Innen nach Außen durch die vorgesehene Öffnung gefädelt wird, anschließend legt man es um den Rücken herum.
Nun wird es erst durch beide D-Ringe hindurchgefädelt und auf der anderen Seite wieder durch einen der D-Ringe zurück.
Zack, ist die Jacke geschlossen. Zumindest wenn man ein bisschen Übung hat, geht es schnell. Da man das Band jedes Mal durch die dafür vorgesehene Öffnung durchfädeln muss, habe ich anfangs erstmal immer so ne Minute an mir herumgezuppelt. Es ist etwas ungewohnt für mich, aber stellt jetzt auch kein Problem dar. Mit dem Band kann man dann über die D-Ringe stufenlos regulieren, wie eng die Jacke sein soll.
Offen getragen
Wenn man sich das Einfädeln sparen will und die Jacke lieber offen trägt, dann kann man das Band stattdessen nicht innen, sondern außen um den Rücken herumlegen und durch die Gürtelöffnung fädeln. So kann es bleiben, wenn es mal schnell gehen muss mit dem An- und Ausziehen. Dann hat man trotz offener Jacke noch eine leichte Taillierung.
Große Taschen für das Nähbesteck
Die Jacke hat vorne zwei große Taschen und eine Brusttasche. Darin sollen wohl so Sachen wie eine Schere oder ein Maßband platzfinden. Die Idee an sich finde ich gut. Allerdings spielt sich mein “Maker”-Alltag eher in Jogginghose und in der Hocke bzw. sitzend auf dem Fußboden ab. Mir fehlt das Arbeiten im Stehen und das passende Atelier mit Zuschneidetisch und Schneiderpuppe, daher kann ich mir gerade nicht vorstellen, dass ich die Jacke wirklich beim Nähen trage werde. Aber ich fühle mich trotzdem wie ein “Maker” darin und finde die ganzen Details einfach schön und praktisch.
Fazit zur Sienna Maker Jacket
Ich finde das Schnittmuster sehr gelungen! Er ist mit den drei Varianten ziemlich umfangreich, im Grunde sind es ja fast schon zwei verschiedene Schnittmuster, weil die kurze Variante ganz andere Details mitbringt als die beiden längeren. Die Anleitung ist, wie man es von Closet Core Patterns kennt, gewohnt gut erklärt und jeder Schritt gut bebildert. Der Kragen und die Taillierung machen die Jacke richtig schick.
Ich fühle mich in der Jacke sehr wohl und kann mir gut vorstellen, dass ich mir auch noch die ganz lange Variante nähe, dann vielleicht aus Leinen? Das cremefarbene Beispielmodell auf der Seite von Closet Core Patterns sieht auch so toll aus.
Verlinkt beim Me Made Mittwoch
Wirklich tolle Jacke, die dir sehr gut gelungen ist!
Vielen Dank! Freut mich, dass sie gefällt 🙂
Liebe Grüße
Jenny
Sehr schick! Zum Nähen stelle ich mir so eine Jacke aber eher unpraktisch vor …
Praktisch sind die Taschen vermutlich, wenn man andere Menschen abmisst/absteckt oder an einer Schneiderpuppe Stoffstücke dressiert. Ich persönlich ziehe sie auch lieber außer Haus an 🙂
Liebe Grüße
Jenny
Gefällt mir total gut und nicht nur, weil ich die Farbe liebe.
Die raffinierte Verschlußlösung ist ein toller Hingucker und die von dir gewählte Länge finde ich ideal; insgesamt eine cleane und doch schicke Übergangsjacke.
LG von Susanne
Vielen Dank! Freut mich, dass sie dir gefällt. Die Verschlusslösung mag ich auch gerne, durch das Band kommt die Jacke auch erst richtig “auf Figur”.
Liebe Grüße
Jenny
Wow, das ist eine tolle Jacke!! Ich finde, das sie ein bisschen geschlossen wird wie ein Wickelkleid hat sie definitiv das gewisse Etwas. Viel zu schade, wenn man sie nur als Arbeitsjacke anziehen würde!
Deine Stoffwahl finde ich optimal!
LG
Natalie
Vielen Dank für das Kompliment. Stimmt, der Verschluss ist Wickelkleid ähnlich, ein bisschen sieht sie von vorne (im geschlossenen Zustand) auch Kimono ähnlich aus.
Liebe Grüße
Jenny
Die Jacke ist wirklich sehr gelungen. Der Schnitt war mir bislang nicht besondets aufgefallen. Ich glaube die mittlere Länge ist besonders gut.
LG Anja
Danke dir, der Schnitt bietet praktischerweise für jede Figur die richtige Länge an. Da hat man die Qual der Wahl und immer wieder andere Details.
Liebe Grüße
Jenny
Liebe Jenny,
die Jacke sieht richtig gut aus. Stoff- und Schnitt-Varianten-Auswahl hast du genau richtig getroffen. Der Verschluss ist mal was anderes, bringt aber Schwung und wie du geschrieben hast Taille rein. Den Schnitt werde ich mir merken, für den Fall, das meine Nähkünste mich irgendwann auch ans Nähen von Jacken führen werden.
LG Miriam
Hallo Miriam,
vielen Dank! Das freut mich sehr 🙂
All zu große Nähkünste benötigt man gar nicht, weil die Jacke schonmal kein Futter hat. Der kniffeligste Teil ist ggfs. der Kragen, wenn man noch nie einen genäht hat. Aber den kannst du sicher mit Leichtigkeit meistern, wenn du ihn vor dem Nähen gut absteckst.
Liebe Grüße
Jenny
Die Jacke ist echt sehr toll! Mag die Farbe unglaublich gerne, aber auch den ganzen Look. Kann mir vorstellen, dass das Eingürteln ein wenig Übung erfordert:D In lang kann ich mir die Jacke auch gut aus leichterem Stoff vorstellen, dann fließt es so schön! Ich nähe auch immer eher in Gammelkleidung, glaube in so einer Jacke würde ich mich sehr overdressed fühlen. Lg
Lieben Dank! Zum Nähen selber trage ich sie auch eher nicht, da muss es bei mir auch gemütlich sein. Für eine nächste lange Version würde mir auch ein fließenderer Leinenstoff vorschweben. Bei der kurzen Version eher wieder ein festeres Material.
Liebe Grüße,
Jenny
Ganz toll geworden, vor allem die Innenverarbeitung!
Vielen Dank!
Ich bin auch sehr begeistert!!! Die Jacke sieht nicht nach Arbeitsjacke aus, ich kann sie mir aber durchaus praktisch für verschiedene Tätigkeiten vorstellen! Ich lese richtig raus, wie viel Freude das langsame Nähen gemacht hat! Toll! LG Sarah
Danke dir, so war es wirklich 🙂 Den slow-sewing-vibe habe ich häufig bei Projekten aus Webware und fester Canvas ist da ja besonders stressfrei, weil er nicht verrutscht und man so schön saubere Nähergebnisse erzielen kann.
Liebe Grüße
Jenny
Sieht toll aus! Sowohl Farbe als auch Schnitt stehen dir ausgezeichnet. Ich hab mir gleich mal das Schnittmuster abgespeichert, bin schon länger auf der Suche nach einem Schnitt für eine sommerliche Jacke. Die kurze Version sieht auch gut aus…
Viele Grüße, Kathrin
Vielen Dank für das Kompliment, freut mich sehr 🙂 Ich kann den Schnitt wärmstens empfehlen und habe mir die kurze Version auch schon gedanklich abgespeichert.
Liebe Grüße
Jenny
Die Jacke passt super zu dir, ich mag das grün. Wie alle vor mir finde ich auch, dass Stoff- und Schnittauswahl toll auf dich abgestimmt sind. Die kurze Variante sieht auch spannend aus, vor allem frage ich mich, ob das richtig tiefe Taschen an den Ärmeln sind? LG Ina
Danke dir! Eine interessante Frage mit der Tasche, der ich direkt mal nachgegangen bin. Auf den Produktfotos sieht es ja so aus als würde eine kleine Schere oben rausgucken können, aber man sieht keine Naht bzw. wo die Tasche endet. Das liegt daran, dass es ein separates Futtertaschenteil im Schnittmuster gibt, welches Innenliegend in das Ärmelteil integriert wird. Die fertige Innentasche dürfte so ca. 15 cm tief sein, also eher nicht so tief.
Liebe Grüße
Jenny
Farbe und Schnitt stehen Dir super! Besonders die mittlere Länge sieht toll an Dir aus! Um den Schnitt schleiche ich auch schon eine Weile herum, dachte dabei aber an die Features der kurzen Version oder eben die lange… Danke fürs Zeigen. Liebe Grüße Manuela
Danke sehr und liebe Grüße zurück!
Jenny
Ein wunderbar lässiges Teil hast du da genäht. Danke auch für die Erklärung, jetzt wo ich weiß woher der Name “Maker Jacke” kommt, sehe ich tatsächlich einen Künstler vor Augen. Die Taschen voll mit Pinseln, Fotoobjektiven oder eben Stecknadeln. Farbe und Schnitt stehe dir jedenfalls hervorragend und wer sowas tolles nähen kann, fällt definitiv unter das Label “Künstler” 🙂
Danke für das Kompliment!
Liebe Grüße
Jenny
Die Jacke ist supercool und steht Dir ganz hervorragend. Ich hätte auch diese Länge genommen, die gefällt mir am besten. Den Schnitt kannte ich gar nicht, da ich fast nur Burda nähe (Abo halt), habe ich keinen solchen Blick auf die Indie-Schnittmuster. Die kurze Version der Jacke kann ich mir sehr gut als Leinenbluse vorstellen, so wie das rote Modell. Sehr vielseitiger Schnitt. Die Verschlusslösung sieht auch raffiniert aus.
Bei dem festen Canvas sind falsche Kappnähte vermutlich die beste Lösung, ich habe festgestellt, dass französische Nähte bei anderen als leichten Stoffen gerne mal steif und sperrig werden.
Viele Grüße, Stefanie
Hallo Steffi,
lieben Dank! Aus der Burda habe ich vor allem zu Abozeiten auch gerne genäht. Ich hatte aber irgendwann den Eindruck, dass die Schnitte sich wiederholen und habe es gekündigt. Jetzt kaufe ich manchmal noch Burda-Einzelschnitte oder leihe die Zeitschriften in der Bibliothek, aber ich mag auch die Indie-Schnittmuster, sofern die Schnitte auch qualitativ gut gemacht sind (ist hier meiner Meinung nach der Fall). Danke auch für den Hinweis zu den Kappnähten, dann habe ich mich ja doch gar nicht so vertan mit der Nahtart, wenn sie dann weniger dick sind als die französischen Nähte, das freut mich 🙂
Liebe Grüße und ein schönes Wochenende!
Jenny