Ich nähe super gerne Kinderkleidung aus meinen Stoffresten. Vor allem für Neugeborene benötigt man kaum Stoff, um z.B. die erste Pumphose zum Mitwachsen oder ein Halstuch zu nähen. Und die beschenkten Eltern freuen sich immer sehr über ein selbstgenähtes Kleidungsstück!
Sind die Kinder schon etwas größer, dann entwickeln sie sich ganz unterschiedlich und es wird schwieriger die richtigen Maße abzuschätzen. Wenn man selber keine Kinder hat, kann man dann eigentlich nur stumpf nach der Kaufgröße gehen und hoffen, dass später alles passt.
Ich habe jedoch die Erfahrung gemacht, dass so nicht immer alles passt. Damit ihr solche Enttäuschungen hoffentlich vermeiden könnt, teile ich hier mit euch meine Erfahrungswerte und Tipps zum Nähen von Kinderkleidung.
5 Tipps zum Nähen von Kinderkleidung
Tipp 1: Größentabellen nutzen
Größentabellen sich vor allem dann hilfreich, wenn man keine Möglichkeit hat das Kind zu messen bzw. eine Anprobe vorzunehmen.
Größentabellen für Kinder zeigen in welchem Alter welche Kleidergröße getragen wird. Zum Beispiel diese Größentabelle hier, so kann man anhand des Alters schon einmal die ungefähre Kleidergröße abschätzen.
Tipp 2: Natürliche Materialien bevorzugen
Wenn ich nicht gerade Stoffreste vernähe, sondern gezielt Stoffe für Kinderkleidung kaufe, dann suche ich bevorzugt natürliche Materialien aus. Das bedeutet, ich verzichte soweit wie möglich auf Polyester und vernähe vorzugsweise Baumwollstoffe, am besten in Bio-Qualität bzw. mit einem GOTS-Siegel. Vor allem bei Kleidung die direkt auf der Haut liegt, ist dies sinnvoll. Damit vermeidet man mögliche Schadstoffe in den Stoffen. Anja von Rapantinchen hat hier einen guten Artikel mit einer Übersicht über die verschiedenen Zertifikate geschrieben.
Das ist gar nicht so teuer, weil man für die kleinen Kleidungsstücke meist keinen großen Stoffverbrauch einplanen muss. Diesen bedruckten Jersey habe ich zum Beispiel von Kattun-Stoffe (unbeauftragte Werbung wegen Verlinkung!). Vernäht habe ich hier übrigens ein kostenloses Schnittmuster von Buntspechte, eigentlich ist es ein Body mit kurzen Ärmeln, aber ich habe ein Oberteil mit langen Ärmeln daraus gemacht.
Tipp 3: Leicht anziehbare Kleidungsstücke
Kleine Kinder können ganz schön strampeln, wenn sie angezogen werden. Daher empfehle ich Kleidung zu nähen, die leicht anziehbar ist. Dazu gehört zum Beispiel, dass alles was über den Kopf gezogen wird, einen ausreichend großen Ausschnitt hat. Hierfür empfehlen sich Knopfleisten oder amerikanische Ausschnitte. Das sind die, wo sich Vorder- und Rückenteil an den Schultern sich überlappen. Dieser Ausschnitt kann beim Anziehen problemlos auseinandergezogen werden. Die dabei entstehende Mehrweite hilft beim Anziehen, so klappt es auch, wenn das Kind unruhig ist. Knopfleisten an der Schulternaht sind etwas aufwändiger zu nähen, erfüllen aber den gleichen Zweck.
Shirt mit amerikanischem Ausschnitt
Tipp 4: Auf Sicherheit achten
Wer auf Nummer sicher gehen will, vermeidet zum Beispiel allzu lange Bänder (z.B. bei Mützen oder Hosen) bei den Kleidungsstücken. Hier besteht die Gefahr, dass die Kinder sich das Band versehentlich irgendwo drumwickeln. Daher achtet auf kurze Bänder, fixiert sie oder vermeidet sie komplett.
Bei Druckknöpfen und Kamsnaps sollte man den Stoff vorab mit einem kleinen Stück Vliseline verstärken und dann die Knöpfe extra fest einsetzen, damit sie nicht lösen und ggfs. verschluckt werden können. Da ich selber keine Kinder habe, war das Thema Sicherheit ein Punkt, der mir eingangs gar nicht so bewusst war und auf den ich hingewiesen wurde.
Cordhose mit kurzen Bändern
Ich habe diese Cordhose übrigens mit extra kurzen Bändeln genäht, die ich vorab mit einem breiteren Gummiband zusammengenäht habe. So schaut vorne nur ein kurzes Stück Band aus der Hose heraus (für den Style), während das innenliegende breite Gummiband für den nötigen Halt sorgt. Da das Gummiband breiter ist als die Öse, kann es schon einmal nicht so einfach aus der Hose herausgezogen werden. Zum Einfädeln des Bandes kann man es längs falten, dann springt es wieder auf, sobald es die Öse passiert hat. Außerdem kann man das Gummiband in der hinteren Mittelnaht noch mit einer Naht im Nahtschatten fixieren. Auch hier habe ich wieder ein kostenloses Schnittmuster genutzt, die Pumphose von Snaply.
Tipp 5: Halstücher gehen immer
Damit beim Sabbern und Kleckern nicht alles direkt auf der Kleidung landet, eignen sich Halstücher sehr gut! Im Sommer aus Jersey oder Musselin und im Winter aus Sweat oder Nicki, können sie viel getragen werden. Außerdem sind sie sehr schnell genäht, schon die kleinsten Stoffreste reichen dafür aus. Mit einem Kamsnap verschlossen, sind sie schnell angezogen und vervollständigen jedes süße Outfit. Ich habe in diesem Fall ein kostenlose Schnittmuster von Snaply genutzt, das Baby-Halstuch. Für die passenden Handschuhe gibt es, ebenfalls als Freebie, dieses Schnittmuster und die Anleitung von Pattydoo.
Habt ihr noch weitere Tipps zum Nähen von Kinderkleidung? Teilt sie gerne in den Kommentaren!
Verlinkt bei Zwergstücke, Lunaju, Für Söhne und Kerle und Pennjas
Sehr süß Deine Kindersachen!
Die Kinder in meinem Umfeld sind schon größer und beanspruchen inzwischen ein Mitspracherecht, was Schnitte und Stoffe betrifft. Und hier scheiden sich leider die Geister… Liebe Grüße Manuela
Lieben Dank! Ich kann mir sehr gut vorstellen, dass das etwas anspruchsvoller umzusetzen ist, wenn sie größer sind. Ich genieße mal die Zeit, wo Schnittmuster und Stoffe noch nicht zum Vokabular gehören und ich einfach meine Vorstellungen umsetze. Zufälligerweise sind das auch meistens die, die möglichst unkompliziert umzusetzen sind 😀 Aber man wächst ja bekanntermaßen an seinen Herausforderungen. Wenn es soweit ist, hab ich mir hoffentlich weitere erforderliche Nähfähigkeiten angeeignet.
Liebe Grüße
Jenny
Das sind schöne Hinweise! Ich nähe Kleidung für die Kleinsten auch gerne aus alter, aussortierter Kleidung, dann sind auch alle Schadstoffe rausgewaschen, ein weiterer Vorteil 🙂 Aber das mag man ja auch nicht für jeden machen, und so süße Babystoffe sind halt auch einfach toll.
Wusstest du übrigens, dass ein weiterer Zweck vom amerikanischen Ausschnitt ist, dass er auch über die Schultern und dann nach unten weg ausgezogen werden kann? Damit man im Zweifel dem Kind keinen vollgekotzten Pulli über den Kopf ziehen muss. Voll gut mitgedacht, habe ich auch erst vor zwei Jahren oder so gelernt.
Liebe Grüße!
Vielen Dank, auch für die Ergänzung zu dem amerikanischen Ausschnitt. Über die Möglichkeit, Oberteile nach unten ausziehen zu können, hab ich so noch nie nachgedacht. Klingt aber super logisch! Ich mags, wenn solche Sachen gut durchdacht sind und nähe jetzt wahrscheinlich nur noch sehr selten Oberteile mit nem normalen runden Ausschnitt. Bei meinem letzten Versuch eines Rundhalsausschnitts hat das Oberteil einfach mal gar nicht über den Kopf gepasst, so ärgerlich!
Liebe Grüße
Jenny