Worauf achtet ihr beim Waschen eurer selbstgenähten Kleidung? Ich habe in der Vergangenheit einfach alles bei 30-40°C in’s Buntwäsche-Programm gepackt und bei 1.200 Umdrehungen geschleudert. Was bei einem Jerseyshirt genau richtig ist, kann für andere Materialien schon ziemlichen Verschleiß bedeuten oder sie sogar beschädigen. Wolle, Tencel und dünne Viskosestoffe wollen ein bisschen behutsamer behandelt werden. Daher habe ich euch hier Erfahrungswerte und Hinweise zur Pflege von selbstgenähten Kleidungsstücken aus den unterschiedlichsten Materialien zusammengestellt.
Meine bisherigen Waschfehler
Während meiner Nähanfänge sind mir die unerfreulichsten Sachen beim Waschen passiert. Ich habe beispielsweise mal einen dunkelblauen Wollwalk zu einer Jacke vernäht. Es war richtig viel Arbeit mit Reißverschluss, Tunnelzügen Futter und Taschen und es war das erste Mal, dass ich einen teuren Stoff (20€/Meter) vernäht hatte.
Und was mache ich nach dem ersten Tragen? Stecke das Ding völlig unbedarft in die Waschmaschine, bei 40 °C im Buntwäscheprogramm, einfach weil ich bis dato alles immer so gewaschen habe. Das Learning war da: 40°C sind für Wolle viel zu viel und es gibt nicht umsonst ein Wollwaschprogramm in der Waschmaschine, was die Wäsche nur seicht schaukelt und kaum schleudert. Nach der Aktion passte die Jacke einem Kleinkind, aber leider nicht mehr mir. 🙁
Ähnliche Erfahrungen mache ich ganz selten auch heute noch, bei mir wandert auch schon mal eine Bluse aus hochwertigem Tencel oder feiner Viskose mit in die normale Buntwäsche. Ich finde es schwierig für jedes feine Stöffchen den richtigen Waschgang zu wählen. Dann müssen die Kleidungsstücke ja für eine Füllung der Maschine auch erst einmal gesammelt werden.
Selbstgenähte Kleidung richtig waschen
Deswegen schreibe ich hiermit wohl am meisten mir selbst einen Merkzettel für den Umgang mit selbstgenähten Kleidungsstücken. Dieser beruht auf meinen eigenen Erfahrungswerten und den Stoffen, die ich bisher vernäht habe bzw. deren Pflegehinweise.
Wenn ihr unsicher seid, wie ihr eure Stoffe waschen sollt, dann schaut euch, am besten schon beim Kauf, die Pflegehinweise des Stoffes an. Wenn man Stoffe online bestellt, sind diese Hinweise häufig in der Produktbeschreibung zu finden. Einige Händler bieten die Möglichkeit die letzten Bestellungen online einzusehen. Wenn die Stoffe dort verlinkt sind, kann man die Pflegehinweise auch im Nachhinein noch einmal nachschauen.
Verschiedene Materialien und ihre Pflegehinweise:
Baumwoll-/Viskose-Jersey sowie Modal French Terry: Kleidungsstücke aus Jersey wasche ich ganz normal in der Buntwäsche bei 30°C, laut den Pflegehinweisen soll man einen Schonwaschgang wählen, nur mäßig bügeln (1 Punkt auf dem Bügeleisen) und keine Trockner nutzen. Ich achte darauf nicht so hoch zu schleudern (meist ~900 Umdrehungen).
Sweat – 30°C Schonwaschgang, mäßig heiß bügeln (2 Punkte), kein Trockner anwenden.
Viskose (Webware) – Je nach Qualität waschen die Farben schnell aus, daher empfiehlt es sich Feinwaschmittel zu nutzen. Damit der feine Stoff nicht in der Maschine hängen bleibt und Löcher im Stoff entstehen, nutze ich für Kleidungsstücke aus Viskose einen Wäschebeutel. Bei der Temparatur wähle ich max. 30°C. Ich nutze keinen Trockner für Kleidungsstücke aus Viskose.
Tencel (Webware) – Dieses Material knittert schnell und die Falten gehen auch durch Bügeln nicht mehr raus, daher ist hier ganz wichtig: max. 400 Umdrehungen beim Schleudern, Temperatur max 30°C, Schonwaschgang. Den Trockner verwende ich auch hier nicht.
Cord – 30°C Schonwaschgang, mäßig heiß bügeln (2 Punkte), kein Trockner.
Strick (mit und ohne Wollanteil) – bekommt das volle Pflege-Programm, ich nutze Feinwaschmittel, eine Temparatur von max 30°C , Wollwaschprogramm, max 400 Umdrehungen beim Schleudern und trockne das Kleidungsstück liegend, damit es nicht ausleihert.
Nicki – 30°C Schonwaschgang, nur mit 1 Punkt bügeln, eine Trockneranwendung ist hier je nach Materialzusammensetzung theoretisch möglich (geringe Temperatur, z.B. Blouson aus Nicki).
Fleece – 30°C Schonwaschgang, nicht bügeln, kein Trockner. Bei Fleece vermeide ich intuitiv jegliche Hitze.
Bouclé – Den von mir verwendeten Bouclé ich laut den Pflegehinweisen gar nicht waschen und nicht heiß bügeln, eine chemische Reinigung ist aber möglich. Ich habe ihn vor dem Nähen meiner Jacke Frida ganz vorsichtig im Wollprogramm bei 30°C geschaukelt, nicht geschleudert und liegend getrocknet. Das hat funktioniert, sollte man aber sicher nicht zu häufig machen.
Wollstoffe – Wollstoffe dürfen nur im dafür vorgesehenen Wollprogramm gewaschen werden, weil sie sich sonst verziehen (z.B. Berlin Jacket). Ansonsten gehen ich mit ihnen so um, wie mit dem Bouclé (der ebenfalls einen hohen Wollanteil hat).
Wer sich beim Bügeln unsicher ist, ob das Bügeleisen für das Material zu heiß ist, kann ein Küchentuch zwischen Kleidungsstück und Bügeleisen legen und das Bügeln erst an einer unauffälligen Stelle testen.
Alternativen zum Waschen – Lüften und Dämpfen
Je weniger man wäscht, desto länger halten sich die Kleidungsstücke. Daher empfiehlt es sich, die Kleidungsstücke nur zu waschen, wenn es wirklich nötig ist. Wann immer möglich, weiche ich auf Alternativen zum Waschen aus.
Wer einen Balkon oder Garten hat, kann seine Kleidungsstücke über Nacht zum auslüften raushängen. Ich mache das häufig bei Kleidungsstücken, die man nicht direkt auf der Haut trägt, z.B. Jacken. In der Regel reicht 1 Nacht an der frischen Luft, damit sie wieder gut riechen. Wenn man am Vorabend ein Lagerfeuer besucht hat, kann man die Sachen auch mehrere Tage draußen hängen lassen.
Durch Dämpfen kann man Kleidungsstücke auch wieder auffrischen ohne direkt zu waschen. Neben dem Dämpfen mit dem Bügeleisen fällt mir da das Beispiel mit dem Anzug ein, den man morgens ins Badezimmer hängen soll, während man duscht. Durch den Wasserdampf soll der Anzug wieder faltenfrei und frisch werden. Das funktioniert auch mit allen anderen Kleidungsstücken. Wenn das Ergebnis noch nicht überzeugt, kann man immer noch mit dem Bügeleisen nacharbeiten.
Das Prinzip funktioniert übrigens auch ganz gut, wenn der Trockner läuft (z.B. für Handtücher/Bettwäsche). Bei uns wird das Badezimmer dadurch so aufgeheizt, dass man alles andere, was nicht in den Trockner darf, sehr gut außerhalb des Trockners, aber im Badezimmer, zum schonenden Trocknen aufhängen kann und bereits getragene Kleidungsstücke durch die Wärme und die Luftfeuchtigkeit die Knitterfalten verlieren.
Cool, danke für den tollen Beitrag. Das ist mir auch schon häufig passiert Ich versuche wieder mehr drauf zu achten!
Freut mich, dass dir der Artikel gefällt.
Liebe Grüße,
Jenny
Ich sehe, da gibt sich jemand deutlich mehr Mühe als ich 😀
Ich werfe alles bei 30 Grad rein, manchmal muss es auch 40 aushalten wenn jemand unaufmerksam ist. Auf die Umdrehungen habe ich noch nie geachtet … Außer natürlich bei Wolle, die kommt maximal einmal im Jahr in den Wollwaschgang. Einen Trockner besitze ich nicht, darum muss ich mir also keine Gedanken machen. Bisher hat auch noch nichts beim Waschen Schaden genommen, ich wasche aber auch sehr selten, quasi nur wenn es Flecken hat oder müffelt 😉
Dann machst du ja schon ziemlich viel richtig, weniger waschen ist mehr 😉 Sei froh, dass noch nie was kaputt gegangen ist. Seitdem ich ein paar Mal Probleme mit Tencel hatte, schleudere ich wirklich so schwach wie möglich, das hat auch den Vorteil, dass man weniger bügeln muss und im Sommer trocknen die Sachen draußen trotzdem schnell.
Liebe Grüße
Jenny
[…] setzen. Ich achte nun darauf, ihn etwas fürsorglicher zu behandeln und die Kleidungsstücke mit max. 400 Umdrehungen zu schleudern. Nach wie vor mag ich das Material, weil es eine so schön fließenden Fall […]